VOM BAHNHOF ZUM ZENTRALEN STADTQUARTIER
Geschichte des Areals westlich des Leipziger Hauptbahnhofs
Die Lage und strukturelle Gestaltung des Löwitz Quartiers wird von der Geschichte des Areals westlich des Leipziger Hauptbahnhofs entscheidend mitbestimmt. Dort, wo nun unter Anderem Wohnungen, Büro- und Gewerbeflächen und eine Schule entstehen, waren zuvor nacheinander zwei Bahnhöfe angesiedelt.
1857-1907: Thüringischer Bahnhof
Am 11. Juli 1857 wurde auf dem Gelände des heutigen Löwitz Quartiers der Thüringer Bahnhof offiziell eingeweiht. Die Thüringische Eisenbahn-Gesellschaft hatte als Standort für das Bahnhofsgelände den südlichen Teil der sogenannten Gerberwiesen gewählt, welche im Norden an das Leipziger Stadtgebiet grenzten. Im Zuge der Baumaßnahmen musste unter anderem der Verlauf der Parthe verlegt werden und bildete so die heutige nördliche Grenze des Areals. Die schmiedeeiserne Halle des Kopfbahnhofs überdachte vier Gleise und befand sich in etwa an der Stelle des heutigen Hauptbahnhofparkhauses West. Von hier startete die Verbindung von Leipzig nach Corbetha (heute: Großkorbetha). In unmittelbarer Nachbarschaft, östlich des Thüringer Bahnhofs, befanden sich der Dresdner Bahnhof und der Magdeburger Bahnhof welche bereits 1839 bzw. 1840 den Betrieb aufgenommen hatten.
Ab 1907: Neubau Hauptbahnhof mit Preußischem Stückgutbahnhof
Bereits fünfzig Jahre später würde der Thüringer Bahnhof geschlossen und als erster der drei dort befindlichen Bahnhöfe geschlossen und abgetragen, um den heute bekannten Leipziger Hauptbahnhof zu errichten. Der Abriss der alten Bahnhöfe erfolgte bis 1913, so dass die Königlich Preußische Eisenbahndirektion in der Westhalle bereits den Betrieb aufnahm, während der alte Dresdner Bahnhof noch genutzt wurde. Die östliche Hälfte des 1915 fertiggestellten Bahnhofs wurde demgegenüber von den Königlichen Sächsischen Staatseisenbahnen betrieben. Noch heute zeugen die parallel zu Gleisanlage verlaufenen Straßen Preußenseite und Sachsenseite von dieser historischen Zweiteilung.
Westlich des Hauptbahnhofs entstand der Preußische Stückgutbahnhof mit drei kopfseitigen Abfertigungsgebäuden, an welche sich die nordöstlich verlaufenden Güterschuppen anschließen. Die Kopfgebäude des Zollgüterschuppens und des Meßgüterschuppens sind heute noch in Teilen erhalten und werden im Rahmen des Quartierneubaus wieder hergestellt und in die Architektur eingebunden. Der ehemals belebte Bahnhofsvorplatz mit der Zufahrtsstraße soll mit einer autofreien Zone und Gastronomieflächen das innenstadtseitige Tor zum Quartier bilden. Die zwischen den alten Güterschuppen verlaufenden Ladestraßen geben die Struktur der neuen Straßen- und Wegeführung vor, so dass die Geschichte des als ehemaliges Bahnhofareal auch in der Zukunft sichtbar bleiben wird.
Die Zukunft: Wiederbelebung des Areals
Nach Einstellung des Bahnbetriebs auf dem Gelände des Stückgutbahnhofs verfiel das Gelände zusehends und wurde zur großflächigen Brache mitten im Herzen der zuletzt stark wachsenden Stadt Leipzig. Nach langjähriger Entwicklung des Baubauungsplans in guter Zusammenarbeit mit der Stadt Leipzig, einschließlich umfangreicher Beteiligung der Öffentlichkeit, wurde der Bebauungsplan von der Ratsversammlung gebilligt und trat schließlich mit Bekanntmachung Mitte August 2019 in Kraft. Somit kann nun mit dem Löwitz Quartier auf der Brache des ehemaligen Bahngeländes wieder neues Leben einziehen. Es entsteht ein urbaner und nachhaltig orientierter Lebensraum mit frei finanziertem und gefördertem Wohnraum sowie gefragten Flächen für Kultur, Bildung und Arbeit. Die Erschließungsarbeiten beginnen im ersten Quartal 2021 und die Fertigstellung ist für 2026 geplant.